Montag, 8. September 2008

Breviarium Moguntinum, Mainz, 1517, Stb Ink a 36 d


Titel: Breviarium Moguntinum

Druckort: Mainz

Druckjahr: 1517

Umfang: 350 (29) Blatt

Format: Oktav

Einbandmaterial: Holzdeckel mit Lederbezug und metallenen Schließen




Einbandbeschreibung

Der Einband des Breviers besteht aus Holzdeckeln, die mit Leder überzogen sind (vermutlich Rindsleder). Die Kanten sind abgeschrägt und die Deckel komplett mit Blindpressung verziert. Beide metallenen Schließen sind vollständig erhalten, schlicht und mit kleinen Zierkerben versehen.

In der Verzierung sind Vorder- und Hinterdeckel gleich ausgestaltet. Ein Rahmen um ein rechteckiges Mittelfeld herum und zwei freie Streifen über und unter dem Mittelfeld bilden die einfache Komposition der Einbandgestaltung. Rahmen und Mittelfeld sind mit Rollen gearbeitet worden, im Mittelfeld erkennbar an der Überlappung der Flechtranken, und zusätzlich von Streicheisenlinien umgeben. Flechtwerk ist das Hauptmotiv der Verzierung. Eine Besonderheit zeigt sich auf dem Vorderdeckel. Hier hat ein früherer Besitzer seine Initialen auf dem frei gebliebenen Streifen oberhalb des Mittelfeldes eingezeichnet: ADP (siehe Provenienz).

Der Rücken zeigt vier erhabene Doppelbünde und ein Signaturschild. Die Doppelbünde sind mit Streicheisenlinien, die in einer Spitze auf den Deckeln von ihnen aus weiterlaufen, betont. Insgesamt handelt es sich hierbei um einen deutschen Renaissanceeinband.



Provenienz

Innerhalb des Buches finden sich gleich mehrere Besitzeinträge verschiedener Personen. Auf dem vorderen Spiegel hat sich ein Albert de puteo eingetragen. Seine Initialen sind es auch, die sich auf dem Einband befinden. Nach seinen Angaben hat er das Brevier 1598 erworben und war zu dieser Zeit Vikar von St. Alban in Mainz. Er macht auch eine Preisangabe, aber die Zahl vor den Alben ist bisher nicht entzifferbar.

Albert vom Putz (de puteo) war ein studierter Theologe und promovierte 1596 zum Doktor der Theologie. Seitdem war er an der theologischen Fakultät in Mainz tätig und anfangs auch Vikar von St. Alban, das bestätigt sein Besitzeintrag. Anschließend war er Domvikar und Pfarrer der Kirchen St. Emmeran (1599) und St. Quintin (1606). 1605 war Albert de puteo schließlich Rektor der Universität Mainz. Im Jahr darauf im September starb er.


Ein weiterer Besitzer mit dem Namen Georgius von Weiler hat sich auf dem letzten Blatt verso eingetragen. Nach seinen Angaben war er Canonicus von St. Victor. Auch er gibt als Ort Mainz an. Zu Zeit und Preis gibt der Eintrag keine Hinweise.

Auf dem Titelblatt stehen weitere handschriftliche Einträge. Direkt über dem Titel wurde ein früherer Besitzer durch Ausstreichen unkenntlich gemacht. Lediglich die Ortsangabe Mogunt (Mainz) ist noch zu erkennen und die Zahl 44. Des Weiteren ist in einer vierten Handschrift eine Zeile unterhalb des Haupttitels eingeschrieben. Sie beginnt mit Coll. Societ und verweist wieder auf Mainz. Diese Beschriftung des Titelblatts wurde auch in einem weiteren Brevier dieser Auflage vorgenommen (siehe Stb Ink a 36 b).




Typographie

Der lateinische Text ist in einer gebrochenen gotischen Schrift gesetzt - Textura (Schöffers T5 und T6) und Gotico-Antiqua (T9 und T17). Ihr Grad variiert nach dem folgenden Muster: ein erster Hauptteil ist in einer größeren Schrift 31-zeilig gehalten, während in den daran anschließenden Teilen eine kleinere Schriftgröße 35-zeilig verwendet wurde.

Der Satzspiegel ist aus zwei Kolumnen aufgebaut, ausgenommen sind davon kleinere Registerteile. Anstelle von Absätzen wird der Text durch die etwas größeren Initialmajuskeln (volle Lombarden) und die Absatzzeichen gegliedert. Beide sind in der jeweiligen Auszeichnungsfarbe rot oder schwarz gedruckt, da sich Rot- und Schwarzdruck abwechseln. Schwarzdruck dominiert dabei in den Hauptteilen.

Aufgrund der zeitlichen Nähe zu den Inkunabeln, finden hier noch häufig Abbreviaturen und Ligaturen Verwendung. Am unteren Rand sind zusätzlich Bogensignaturen angebracht. Sie beginnen mit den Buchstaben ij und auf dem folgenden Blatt zij.




Illustration

Die einzige vorhandene Illustration des Buches sind zwei kleine Holzschnitte auf dem Titelblatt. Passend zum Inhalt zeigen sie Petrus und Paulus mit ihren Attributen. Gemäß ihrer Ikonographie trägt Petrus (links) einen großen Schlüssel und Paulus (rechts) ein Schwert.


Initialen

Neben den Initialmajuskeln gibt es auch noch ein paar größere Zierinitialen meist zu Anfang eines Hauptteils. Auffällig sind eine B- und eine C-Initiale. Sie sind weiß auf schwarzem Grund gestaltet. Die B-Initiale ist mit einer Blume verziert, die C-Initiale dagegen mit figürlichen Motiven. Trotzdem ähneln sich beide stilistisch, es sind Lombarden mit gespaltenen Enden. Durch ihre Gestaltung, negativ auf dunkler Fläche, sind sie typische Vertreter der Renaissanceinitialen.

Inhalt und Aufbau

Es handelt sich um ein Brevier aus dem liturgischen Bereich. Daher enthält es eine Zusammenfassung und Kürzung verschiedener für das katholische Stundengebet gebräuchlicher Bücher. Der Inhalt folgt dabei noch dem alten römischen Ritus.

Der Text beginnt nach dem Titelblatt mit einer Einleitung ("praefatio ad lectorem", 6 Blätter), woran sich ein Kalender anschließt (7 Blätter). Danach sind zwei Blätter eingeklebt, die vermutlich ein Inhaltsverzeichnis darstellen. Dem folgt ein Register (11 Blätter) und darauf drei unterscheidbare Hauptteile (der erste beginnt mit "officiis diebus ad matutinas").

Das vorliegende Buch entstammt der Mainzer Offizin unter Johann Schöffer und ist Teil einer Brevierneuauflage von 1517, die auf der Oktavausgabe des ersten Auftrags des Bistums Mainz von 1509 basiert. Es wurde als Gebrauchsbuch gedruckt und von Mainzer Besitzern in ihrem beruflichen Umfeld tatsächlich genutzt.

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